Der Mensch steht im Mittelpunkt
Besprechung der Einzelromane 5-7 der MB-Saga
Von Volker Niemeyer
"Du fliegst Mann und Maschine - aber deine Seele eilt dir voraus zur Hochzeit mit den Sternen" (Testakte Kolibri)
Vorstoß zum Uranus
SOS im Weltraum
Einige Zeit nach dem Bürgerkrieg: MB, Robert Monnier, Stroganow und Wiliam Xuma testen das neuentwickelte protonengetriebene Raumschiff Hermes aus dem Epsilon Projekt. Man ist gerade auf der Heimreise zur Erde als plötzlich das navigatorische System völlig ausfällt und das Raumschiff in kurzer Zeit sehr weit in das All zurückgeworfen wird. Durch einen unglücklichen Zufall erleidet Pilot Monnier dabei schwere Verletzungen.
Der Rückflug dauert mehrere Tage. Man landet im Orbit um die Erde und der gerade noch lebende Pilot wird sofort in ein Krankenhaus gebracht, während sich die anderen einer Befragung über den Hergang des Unfalls unterziehen müssen. Dieser ist allen Beteiligten jedoch völlig rätselhaft.
Währenddessen erfahren die Anwesenden einer Sitzung in der Verbotenen Stadt von Peking, daß die Delta IX, welche unter Commander Scott zum Uranus geflogen ist, bei der Landung einen, mit eigenen Bordmitteln, irreparablen Schaden davongetragen hat und seitdem auf dem Planeten festsitzt. Man hat ein Raumschiff des Typs Pagode für die lange Reise ausgerüstet und es auf den Weg geschickt. um Informationen über die derzeitige Höchstentwicklung bei den atomgetriebenen Raumern der EAAU zu erlangen. Dank eines Verräters bei der VEGA ist man nun auch im Besitz der Landungskoordinaten.
Inzwischen wird MB zu Harris zitiert und dort von dem Minister für Innere und Äußere Sicherheit, Wladimir Nekrassow, über den Fall Delta IX in Kenntnis gesetzt und gebeten, mit der Hermes zum Uranus zu fliegen und die Delta IX entweder zu reparieren oder zu zerstören, da man inzwischen weiß, daß die VOR bereits ein Schiff geschickt haben, weiches nur noch von der Hermes überholt werden kann. MB weigert sich, da sein Unfall mit der Hermes noch zu frisch in Erinnerung ist, wird aber von der Astrophysikerin Ludmilla Wolska informiert, daß es sich dabei wahrscheinlich um einen Zusammenstoß mit einem Pulsaren gehandelt habe. Er entschließt sich so doch für die Mission.
Derweilen entscheidet sich Commander Scott auf dem Uranus, zwei Crewmitglieder loszuschicken, um von einer besseren Stelle aus den Funkkontakt zur Erde wiederherzustellen. Die beiden Astronauten können ihren Auftrag leider nicht erfüllen und gehen elendig zu Grunde.
Bei einem Attentat auf die Hermes wird ein Freund von MB, Lars Danielson, getötet. Das Raumschiff wird jedoch nicht beschädigt. Da man wegen Monniers Ausfall einen Ersatz braucht, entschließt man sich für Captain van Kerk, der sich gerade auf dem Mond befindet. Wegen einer Schlägerei in dem Vergnügungszentrum Las Lunas, wird der Pilot dort festgehalten und kann von MB und Stroganow nur durch einen Trick befreit werden.
Die Hermes startet mit MB, van Kerk, Ludmilla Wolska, Mercier als Funker, Radarcontroller Simopulos, 2. Bordingenieur Koskinen, sowie Stroganow und Xuma zum Uranus. Sogar ein Koch, Per Dahlsen, ist mit an Bord.
An Bord kommt es zu Zwischenfällen, welche durch den weißen Südafrikaner van Kerk verursacht werden, der seinen schwarzen Landesgenossen Xuma wie einem minderwertigen Menschen behandelt. Als man durch einen Meteoritensturm geflogen ist, untersucht Xuma mit dem Dingi die Außenhaut der Hermes als ein weiteres Mal alle navigatorischen Instrumente versagen. Die Hermes wird wieder in den Raum geschleudert, diesmal jedoch nicht so weit. Das Dingi ist aber verschwunden. Trotz einer umfangreichen Suche wird es nicht gefunden und man führt schweren Herzen die Reise zum Uranus fort. Bei einem weiteren Zwischenfall mit den Pulsaren wird MB als einziger verletzt und muß das Bett hüten. So erfährt er erst später von Stroganow, das die Pagode der VOR. welche bereits überholt wurde, den Bordingenieur aufgenommen hat und die Hermes in einem Ultimatum zwingen will, die Reise zur Venus zu unterbrechen. Van Kerk, der Pilot hatte es in seiner Verachtung für Schwarze nicht für nötig befunden, MB deswegen zu wecken.
Er wird unter Arrest gestellt während MB verzweifelt überlegt, was zu tun sei. Wiliam Xuma kommt ihm dabei zur Hilfe, indem er das VOR-Schiff im Innern beschädigt und es so nach einiger Zeit implodieren würde, da man dort keine Ersatzteile zur Verfügung hat. Die Hermes hilft mit der Bedingung, das die Pagode den Gefangenen freiläßt und die Waffensysteme entlädt. Dies tut man dort auch gezwungenermaßen.
Die komplette Hermesbesatzung setzt wieder ihren Flug fort, mit dem angeschlagenen MB als Pilot. Erst bei der Landung auf dem Uranus stellt er van Kerk wieder in Dienst. Durch ein Zeichen von Scott entkommt man knapp dem gefährlichen Mahlstaub, in dem alles wie in Wasser versinkt.
Nur Scott und der Pilot sind noch am Leben. Man repariert die Delta IX und will fast zurückkehren, als der in seinem Stolz verletzte Scott allein startet und direkt in die Sonne fliegt. Beim diesem Start wird van Kerk in einem Mahlstaubkrater geschleudert und im letzten Augenblick durch Bordingenieur Xuma gerettet. Danach gibt es keine Differenzen mehr zwischen den beiden.
Man fliegt zurück zur Erde.
Die Vollstrecker
Terror im Weltraum
Zwischen den VOR und der EAAU soll auf der Raumstation Interplanar XII ein Friedensvertrag abgeschlossen werden. Als das Raumschiff mit dem Außenminister der VOR gelandet ist, und niemand dieses verläßt, dringt man ein und findet die gesamte Besatzung tot auf. Die Attentäter, welche mit einer Ultraschallkanone die Raumschiffinsassen töteten, haben sich im lebenswichtigen Nerv der Station mit einigen Geiseln verschanzt. Sie nennen sich Vollstrecker und verlangen freien Abzug in einem schnellen Raumschiff.
Durch einen Trick werden sie überwältigt und in der Hermes, unter MB, nach Metropolis gebracht, während der Minister für Innere und Äußere Sicherheit, Nekrassow, nach Peking fliegt, um die dortige Regierung, welche mittlerweile den Alarmzustand ausgerufen hat. zu beruhigen. Dies gelingt. Doch nun ereignen sich täglich Attentate, die auf das Konto der Vollstrecker zu gehen scheinen, welche die beiden Großmächte in einen alles vernichtenden Krieg stürzen wollen.
MB wird von Harris gebeten, die Anklage gegen Robert Monnier zu führen, der als einziger die Entführung des unter seinem Kommando stehenden Schweren Kreuzer RS 781 überlebte. Die Verteidigung will Harris selbst übernehmen.
Nur ungern willigt MB ein und handelt sich durch sein Tun starke Kritik von seiner Freundin Ruth und der Frau von Monnier, Iris, ein. Robert Monnier selbst fühlt sich von MB im Stich gelassen, ja sogar verraten.
Während MB schwere Gewissensbisse quälen wird er gebeten, die RS, weiche eine Forschungsstation der VOR, die Jade, angreifen will, frühzeitig mit der Hermes abzufangen und zu vernichten. Da van Kerk, der Pilot, durch ein Attentat ausfällt, verlangt er Monnier als Piloten. Mit ihm und der aus dem Vorband bekannten Mannschaft bricht er auf. Das Unternehmen gelingt nur knapp und MB kann zu seiner Tätigkeit als Ankläger zurückkehren.
Da wird Ruth von den Vollstreckern entführt und ihr Anführer, Alexander Torgau-Grabowski, der auch die gesamte Crew aufgetrieben hat, läßt sie zur verlassenen Raumstation Kartoga III fliegen, wo sie eingesperrt werden. Alle Fluchtversuche scheitern und die Vollstrecker verlangen, daß die Hermes die Verbotene Stadt in Peking angreift und vernichtet. Im letzten Moment riskiert die Crew eine harte Bruchlandung und setzt so die Terroristen an Bord außer Gefecht.
Durch neue Beweise für seine Unschuld wird auch Monnier vom Verdacht freigesprochen. Und auch Ruth kann befreit werden.
Testakte Kolibri
Experimente im Weltraum
Ein halbes Jahr, nachdem MB und Ruth geheiratet haben, wird er zum Leiter des Projektes Kolibri, einem Universalraumschiff, ernannt, weiches bereits fünf Tote gefordert hat. Alle Unfälle passieren immer bei der submarinen Phase in der Tiefe von 2500 Meter. Der Antrieb läßt sich nicht mehr starten und das Raumschiff, welches bis 3000 Meter tief tauchen kann, zerbricht entweder oder der Pilot betätigt den Alarmstart, wodurch die Kolibri in das AI! hinausgeworfen wird und nach kurzer Zeit für immer im unendlichen Raum verschwindet.
Es erstaunt MB also nicht, daß die Stimmung unter den Testpiloten entsprechend schlecht ist, als er im Camp eintrifft. Er nimmt das normale Testprogramm wieder auf, und für einige Zeit geht alles gut, so daß sich die Stimmung wieder hebt. Als MB von einem Kurzbesuch bei Ruth zurückkehrt, streikt nun das Triebwerk vom Testpilot Vargas, welcher in Dunkelheit Wahnvorstellungen bekommt. Als das Licht ausfällt drückt er den Alarmstart und verliert sich im Weltraum.
Einige Tage darauf, gerade als MB mit der Elf starten will, sitzt nun Stafford in der Tiefe fest. Wie immer mit Triebwerksversager. Sofort wird das zu diesem Zweck bestimmte U-Boot zur Position von Stafford beordert. Diesmal scheint alles gut zu gehen. Doch gerade als Taucher den Piloten bergen wollen, bekommt dieser einen Anfall und verletzt einen Taucher.
Die Aktion muß unterbrochen werden, Staffords Kolibri zerbricht und versinkt mit dem Piloten an Bord. Zur gleichen Zeit hat der Vogel von Vidal Schwierigkeiten und muß im Wasser notlanden. Dies geht aber ohne Schaden für Pilot und Maschine vonstatten.
Nun will auch MB aufgeben und begibt sich mit diesem Ziel zu Harris nach Metropolis. Doch das Projekt ist zwischenzeitlich zum Regierungsvorhaben erklärt worden. Daraufhin drängt MB auf seine Ablösung.
Harris bitte ihn um einen Tag Bedenkzeit. An diesem Abend heiratet der Poet unter MBs Testpiloten, Boreslaw Burowski, und hat MB gebeten, den Trauzeugen zu spielen. Danach stürzen sich MB und Ruth in das Nachtleben. Wieder zu Hause meldet sich Harris und schlägt einen Kompromiß vor: MB soll das Projekt noch einen Monat führen, danach würde eine neue Konferenz einberufen. MB willigt ein.
Zurück im Camp startet MB mit der Zwei, nachdem der eigentliche Pilot, Vidal, betrunken ist und nicht zum Dienst erscheint. Er läßt sie bei der lunaren Zwischenlandung einem Generalcheck unterziehen. Wie auf dem Hinflug wiederholt er die submarine Phase und hat in der Tiefe 2000 einen Triebwerksversager. Doch das U-Boot kann nicht rechtzeitig zur Steile sein. Er bringt sich in eine schräge Position und riskiert den Alarmstart. Dadurch das er den Kolibri durch Schlick- und Sandbänke fliegt, wird der Antrieb abgerissen. Der Vogel bohrt sich letztlich in einen Hügel auf einer Insel. Wie durch ein Wunder ist MB noch am Leben und wird mit einem schweren Schock in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach einer viertägigen Bewußtlosigkeit und mit ein paar angebrochenen Rippen erwacht er wieder. Leider muß ihm Harris mitteilen, daß der Antrieb vermißt wird und die Suche danach wohl ohne Ergebnis enden wird. Schon nach kurzer Zeit langweilt sich MB im Krankenhaus und läßt sich eine Direktverbindung zum Camp schaffen, um so seinen Posten als Projektleiter wieder halbwegs ausführen zu können.
Als es Burowski erwischt, läßt sich MB, obwohl noch nicht genesen, sofort zurück ins Camp bringen. Während das U-Boot durch Maschinenschaden ausfällt, setzt der Pilot auf die gleiche Karte wie MB und führt einen Alarmstart durch. Da sich der Antrieb jedoch zu spät löst, kann der junge Ehemann nur noch tot geborgen werden. Jedoch wird der Antrieb gefunden und zur Untersuchung nach Metropolis gebracht.
Trotz des neuen Todesfalls soll das Projekt fortgeführt werden und auch MB ist mittlerweile dafür.
Es kommen neue Testpiloten in das Lager, da von den alten nur noch Romen, Vidal und Jordan übriggeblieben sind. Mit dem Letztgenannten kommt es zum Zwischenfall, als Vidal betrunken MB bedroht. Kurz darauf entschuldigt er sich und wird durch eine zufällig ausgelöste Kugel seines antiken Revolvers getötet. Bestürzt starten Romen und MB wieder mit ihren Kolibris.
Auf dem Rückflug vom Mond erfährt MB von Harris über Funk, daß es sich bei den ungeklärten Unfällen um Sabotage handelt. Dies wurde bei der Untersuchung des Wracks von Burowski klar. Der Verantwortliche ist ein leitender Ingenieur auf der Luna Basis, Tony Richardson. Dieser wollte Bordingenieur werden, wurde aber aufgrund eines angeborenen Herzfehlers nicht zum Flugdienst zugelassen und fühlte sich übergangen.
MB sagt Harris zu, daß Camp zu verständigen. Plötzlich kommt er in die Ausläufer eine Meteoritensturmes. Seine Funkanlage wird beschädigt. Als er landet wird ihm mitgeteilt, daß Grischa Romen in der submarinen Phase einen Versager hatte. Da das U-Boot, von Harris abgerufen, zu weit weg war, machte er einen Alarmstart.
Bis zuletzt hält MB mit ihm Kontakt.
Heute genau so aktuell wie vor 20 Jahren
Nikolai von Michalewsky setzte in diesen Romanen im Vergleich zu dem 1. Zyklus noch mehr den Schwerpunkt auf das zwischenmenschliche der Akteure. So weicht die Handlung rasch in den Hintergrund, während die Schicksale der Akteure so nah an den Leser dringen, daß dieses den eigentlichen Reiz der Bücher ausmacht. Nicht die Technik der glänzenden Himmelstürmer begeistert den Lesenden, es sind die angeblich unbedeutenden Darstellungen der Nebencharakter, die bewegen. In Vorstoß zum Uranus ist dies das Tagebuch vom Astronauten Bill Madox, der auf ihrem zwölftägigen Marsch über die Oberfläche vom Uranus ein solches führt. Daraus ein Auszug: 17. November Staubsturm. Ich friere erbärmlich. Ein paar Schritte gemacht. Unfähig, mich länger auf den Beinen zu halten. Versuche, mir durch Wärme Mut zu machen. Batterien heizen kaum noch, und jener andere Batteriesatz ist mit Mcintosh versunken. Kann nicht mehr gehen. Bin gekrochen. Liege da und beobachte, seltsam unbeteiligt, mein Ende. Habe von einem rettenden Schiff geträumt. 18. November Immer noch am gleichen Ort. Auch zum Kriechen zu schwach. 19. November Einsam - kalt - müde Daneben ist der Konflikt zwischen dem rassistischen van Kerk und William Xuma die wichtigste Aussage im Buch. Durch seine den Farbigen gegenüber rassistischen, herablassenden und überheblichen Art setzt der Bure das Leben eines Besatzungsmitgliedes aufs Spiel. Als er daraufhin in Arrest kommt, fühlt er sich sogar unfair behandelt. Erst nach dem Schlüsselerlebnis, als Xuma ihm auf dem Uranus das Leben rettet, kommt es bei van Kerk zu einem Sinneswandel. Michalewsky spielte in dem 1972 erschienenen Roman damit auf ein Thema an, daß auch nach dem friedlichen Zusammenbruch der weißen Herrschaft in Südafrika nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Und daß nicht nur in dem Land am Kap der guten Hoffnung, sondern gerade bei uns. Schnell ist es passiert, fremde Menschen und Lebensweisen als minderwertig zu betrachten, meist getreu dem Prinzip: Endlich habe ich jemanden dem ich für meine ganze Lage die Schuld geben kann, auch wenn ich den größten Teil selbst verursacht habe. In Die Vollstrecker (1973) nahm sich von Michalewsky einem damals sozusagen brandheißen Themas an. Die RAF versetzte die Bundesrepublik für einige Jahre in permanenten Alarmzustand und brachte Gesetze hervor, die wohl nicht nur haarscharf an den Säulen des Grundgesetzes kratzten. In seinem Roman stellte der Autor die Verletzlichkeit eines Systems dar, wenn es Menschen gibt, die sich um deren Normen nicht scheren. Die Vollstrecker wollen die beiden Großmächte durch Terrorakte in einen nuklearen Holocaust zwingen, aus denen die Vollstrecker als einzige Überlebende hervorgehen sollen, um eine neue, reine Rasse zu gründen. Das haben wir aber doch sicherlich schon einmal woanders gehört, oder? Wie blödsinnig diese Idee ist, auf einem nuklear verseuchten Planeten von vorne zu beginnen, darauf scheint dort niemand zu kommen. Um dies zu Erreichen ist ihnen jedes Mittel, ob Entführung, Erpressung oder Mord recht. Damit deplazieren sich die Terroristen in der Gesellschaft schlußendlich selbst. Das es aber auch in der realen Welt genug Verwirrte gibt, die solchen Thesen nachhängen, macht die ganze Sache so erschreckend. Schwerpunkt des Romans ist aber nicht die Jagd auf die Verbrecher, sondern die Gerichtsverhandlung gegen Robert Monnier. Während Harris als Verteidiger die Sympathien auf seiner Seite hat, wird MB als Staatsanwalt mehr und mehr von seinen Freunden und Bekannten unter Druck gesetzt, die nicht verstehen, warum MB seinen Freund Monnier anklagt. Auch die Freundschaft zwischen den Beiden wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Die Schilderung dieser Konflikte ist der absolute Glanzpunkt in dem auch sonst sehr spannenden Roman. In Testakte Kolibri nimmt MB für kurze Zeit Abschied von seiner Crew, um sich der wahrlich nicht vom Glück verfolgten Tests dieser neuen Allzweckschiffe zu widmen. Damit hat er jedoch keinen leichten Stand, stößt im Gegenteil auf Apathie und Abneigung unter den Testpiloten. Wie schon fast zwangsläufig in Michalewskys MB-Romanen gerät die eigentliche Handlung des Buches, die Unglücksfälle der Kolibris rasch zur Nebensache. Das Augenmerk des Lesenden wird unmerklich in Richtung auf die Charaktere und ihr Verhalten gegenüber den anderen gelenkt. Jeder der Testpiloten hat seinen mehr oder weniger kleinen Spleen oder auch schon eine ausgewachsene Neurose. MB gelingt es als Vorgesetzten der Piloten einfach nicht, die von ihm gewohnte Ordnung und Disziplin durchzusetzen. Diese belauern sich immer mehr gegenseitig, nach dem Motto: Wer wird das nächste Opfer sein? Irgendwann erwischt es auch Brandis, der den Alarmstart nur durch unwahrscheinliches Glück fast unverletzt übersteht. Tragisch, daß ein gleicher Versuch von Burowski mit dessen Tode endet, jedoch wird das Triebwerk gefunden und die Handlung steht somit kurz vor der Lösung, die zugegebener Maßen etwas schwach ausfällt. Sabotage einer anderen Firma oder der VOR wäre doch glaubwürdiger gewesen. In diesem Roman beginnt auf die Freundschaft MBs mit Grischa Romen, die abrupt mit dem letzten Versager und Alarmstart des Piloten in das Weltall endet. Zum Glück nicht für immer. Testakte Kolibri gehört für mich zu den besten Romanen der Serie, besonders aufgrund der sehr plastischen Schilderung der Atmosphäre im Lager der Testpiloten.