Interessengemeinschaft Mark Brandis

Interview mit Margret und Rolf Rettich

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von Volker Niemeyer

Margret und Rolf Rettich sind seit vielen Jahren bekannt durch ihre Kindergeschichten und Bilderbücher. Beide leben in Vordorf, einem kleinen Ort nördlich von Braunschweig.
Margret Rettich wurde in Stettin geboren. Sie studierte Grafik an der Kunstschule in Erfurt. Nachdem sie zahlreiche Bücher anderer Autoren illustriert hatte, erscheinen jetzt nur noch Bücher nach eigenen Ideen mit eigenen Texten und Bildern. Von ihr stammt auch das Libretto der Kinderoper "Wittkopp". Für das Bilderbuch "Die Reise mit der Jolle" bekam sie 1981 den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Rolf Rettich wurde in Erfurt geboren. Als Illustrator ist er Autodidakt, vorher hatte er eine Ausbildung als Vermessungstechniker. Er illustrierte unter anderem Bücher von Krüss, Lindgren, Ende und Nöstlinger. Das erste von ihm auch geschriebene Buch heißt "Großelternkind". Sein Buch "Der kleine Bär" erhielt den Ehrenpreis im Internationalen Bilderbuchwettbewerb.
Mehrere Bücher von Margret und Rolf Rettich wurden von der Stiftung Buchkunst ausgewählt als "Schönste Bücher des Jahres". Viele ihrer Bücher erscheinen als Lizenzausgaben in Amerika, Skandinavien, Holland, Frankreich, Japan, China und anderen Ländern. Außer Kinderbücher erdachten und illustrierten Rettichs Bildergeschichten, die für das Fernsehen verfilmt wurden, z.B. für "Die Sendung mit der Maus".
Ausstellungen mit ihren Illustrationen sowie Beteiligung an Ausstellungen gab es unter anderem in Bologna, Bratislava, Hannover, Braunschweig, Wolfenbüttel, Bielefeld und Wolfsburg.
Für ihr Gesamtwerk erhielten Margret und Rolf Rettich 1997 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinderund Jugendliteratur.

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D7:
Bitte schildern Sie einmal, wie es dazu kam, daß man Ihnen bei Bertelsmann für die dort erschienenen Mark Brandis Doppelausgaben die Umschlagsbilder gestalten ließ.

MRR:
Wir haben oft für Bertelsmann sowohl für die Verlagsausgaben wie auch für die Clubausgaben die Umschläge gestaltet, Meist waren es allerdings Kinder? oder Jugendbücher. Dabei kam der Kontakt Immer mit dem Jugendbuchlektorat zustande.

D7:
Haben Sie zuvor schon Cover für Science Fiction Romane gestaltet? Die Bilder der Bertelsmann-Ausgaben könnte ich mir auch sehr gut für die fantastischen Romane eines Jules Verne vorstellen.

MRR:
Nein, soweit wir uns erinnern nicht. Aber andere Themen kamen vor, etwa Indianer, Bücher über ferne Länder, Fantasy und ähnliches.

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 D7:
Inwiefern haben Sie sich vom Inhalt der Romane bei der Gestaltung leiten lassen?

MRR:
Um einen guten Umschlag gestalten zu können, muss man nach unserer Meinung unbedingt das ganze Manuskript lesen. Das ist bei langen Manuskripten natürlich oft umständlich und mühsam, aber es gibt beim Lesen auch gleich die Möglichkeit, über das Umschlagbild nachzudenken und es zu konzipieren.

D7:
Existieren die Originale noch? Welches Format haben diese und welche Technik verwendeten Sie?

MRR:
Es liegt wohl an unserem eigenen Schlendrian, dass wir oft die Originale nicht ausdrücklich zurückgefordert haben. Vielleicht haben wir sie in unserem Archiv, das sehr umfangreich ist. Bitte verlangen Sie nicht, dass wir danach suchen. Wir haben damals in einer Mischtechnik aus Tempera und Aquarell gearbeitet.

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D7:
Haben Sie erst Entwürfe vorgelegt, von denen dann einer ausgewählt wurde oder legten Sie gleich die fertigen Bilder vor?

MRR:
Es ist üblich, drei oder vier Vorentwürfe als Skizzen an den Verlag zu schicken. Da es sich hier um mehrere Bände gehandelt hat, war es vor allem wichtig, einen Rahmen zu finden, der dann jedesmal angewandt und zugleich variiert werden konnte. Das betrifft in diesem Fall die Schriftanordnung und die Farben.

D7:
Gab es weitere Entwürfe, die nicht genommen wurden bzw. für folgende Ausgaben?

MRR:
Es war uns bekannt, dass es sich um mehrere Bände handelte. Wieviele und in welchen Abständen sie erscheinen sollten, entschied der Verlag und meldete sich, wenn es wieder an der Zeit war, einen neuen Umschlag zu entwerfen.

D7:
Sie sind mir besonders als Illustrator von Kinderbüchern bekannt. Für welche Autoren haben Sie u.a. gearbeitet?

MRR:
Im Laufe der Jahrzehnte eigentlich für alle bekannten Autoren wie Astrid Lindgren, Wolfgang Ecke, Michael Ende, James Krüß, aber auch für viele andere. Unter anderem auch für Eintagsfliegen, deren Bücher längst vergessen sind.

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D7:
Daneben sind Sie auch aktiv beim Fernsehen tätig, z.B. bei der Sendung mit der Maus. Hatten Sie dort eine Serie oder handelte es sich um unabhängige Einzelfolgen? Haben Sie auch noch für andere Kinderserien gearbeitet?

MRR:
Um beides. Einerseits waren wir von Anfang an dabei, als "Die Sendung mit der Maus" gegründet wurde, deren Untertitel ja lautet: Lach? und Sachgeschichten. Wir haben dort zahlreiche Lachgeschichten gestaltet, Dann gab es auch Einzelsendungen, oft nach eigenen Texten. Allein "Die Geschichte von Elsie" wurde neun mal wiederholt.

D7:
Wo kann man weitere Arbeiten von Ihnen finden?

MRR:
Es gibt viele Kinderbücher von uns, es gibt das Libretto einer Kinderoper und den Text zu einer Kindersymphonie, es gibt Hörfassungen unserer Texte auf CD und Kassette und es gibt Sachbücher, zum Beispiel "Das Buch vom Bergwerk":

D7:
Im Jahr 1999 hatten Sie und Ihre Frau die Ausstellung "Saus und Braus weht der Wind ums Haus - Margret und Rolf Rettich in der Universitätsbibliothek Braunschweig". Scheinbar mit so großem Erfolg, daß diese verlängert wurde. Was genau wurde dort ausgestellt? Sind für die Zukunft weitere Ausstellungen geplant?

MRR:
Wir hatten im Lauf der Jahre eine ganze Anzahl Ausstellungen, eigentlich immer mit den Originalen unserer Bücher. Wir planen auch jetzt wieder eine große Ausstellung in einem Museum. Die oben genannte Ausstellung war etwas anderes. Die Bibliothek hat von jedem der von uns illustrierten oder geschriebenen Bücher ein Exemplar und wird später auch mal dazu die Entwürfe, die Manuskripte, den Briefwechsel usw. bekommen. Der Grund Ist zum Einen, dass wir hier wohnen, zum Anderen aber auch, weil in der Braunschweiger Universitätsbibliothek eine wertvolle
Sammlung alter Kinderbücher existiert, die immer wieder aus Käufen und Nachlässen ergänzt wird und die Forschungszwecken dient.

D7:
Vielen Dank für das Interview!

Bildnachweise:

(1) Rolf Rettich - Aus: Thomas Holland-Moritz, Rudolf Nykrin: Das Musizierliederbuch für alle und besondere Tage...

(2) Margret Rettich - Aus: Margret Rettich: DIe Geschichte vom Wasserfall...

(3) ISBN 3-927115-42-8