Interessengemeinschaft Mark Brandis

Ambivalente Zone

undefined Der Roman von BOD

von Volker Niemeyer

Inhalt: Eine kleine Warnung vorweg: Ich gehe auf die gesamte Handlung des Romanes ein, wer Ihn noch nicht gelesen haben sollte, überspringt diesen Punkt am besten und macht mit der Aufmachung weiter.

Mark Brandis, ein geklonter Mensch des M-Typs lebt auf der Station Cosmopol, in der Unzeit-Zone, wodurch alle unsterblich, aber auch sehr gefühlskalt sind. Gibt es Tote durch einen Unfall, wird der Bestand durch Klonen wieder angepaßt. Doch scheinen dabei auch Erinnerungen an die verschollene Erde übertragen worden zu sein, denn MB drängt es, nach dieser und der Zeit zu suchen.
Nach einigen Diskussionen stellt man ihm ein Scout-Schiff für die Suche zur Verfügung. Doch kein Co-Pilot will ihn begleiten. Es meldet sich einzig Ruth O'Hara, ein Mensch des W-Typs. MB kann mit ihr nichts anfangen und lehnt ihr Begehren nach Mitflug strikt ab. Nach längerer Flugzeit muß er allerdings feststellen, daß sie sich als blinder Passagier an Bord befindet. Er geht ihr aus dem Weg, verliebt sich schlußendlich aber in sie.
Irgendwann stößt man in die Zone, in der es Zeit gibt und findet die Station Astropol, auf der die Menschen sich durch Reproduktion von Organen eine Quasi-Unsterblichkeit geschaffen haben. Jedoch wird die Station durch Malus bedroht, der eine Sekte von rote Overalls tragenden Verbrechern anführt und für sein Fortbestehen wöchentlich einen kompletten Blutaustausch benötigt. Dafür sucht er immer Menschen.
Während MB verschont bleibt, wird Ruth auf das Raumschiff von Malus entführt. Ihre einzige Hoffnung scheint Raffael zu sein, ein Überläufer von Astropol. Er schärft Ruth ein, so zu tun, also ob sie Malus liebt, damit dieser sie verschont. Nur mit Ekel kommt sie dem eine Zeit lang nach.
Derweil erfährt MB vom angeblichen Tod von Ruth. Gleichzeitig macht ihm Tamara, eine undurchsichtige Frau, eindeutige Avancen. Dennoch will er sich auf die Suche nach Ruth begeben. Die reizvolle Tamara, begleitet ihn. Jedoch versucht sie von Beginn an, ihn sexuell hörig zu machen und den Kurs zu ändern. Man tritt in die ambivalente Zone ein, in der sich die Zeit- und Unzeitzonen ständig abwechseln, was MB mal zu Ruth und mal zu Tamara hinzieht. Irgendwann gibt er es auf, Tamaras eigenmächtige Kursänderung zu widerrufen und man landet auf dem künstlichen Planeten Eremitage, wo Tamara, die sich inzwischen in MB verliebt hat, mit ihm zeitlos leben will.
Währenddessen ist Ruth mit Hilfe von Raffael die Flucht vor Malus gelungen, der sie jedoch verfolgt. Raffael, der sich in Ruth verliebt hat, fliegt ebenfalls nach Eremitage um sich dort mit ihr zu verstecken. Man trifft kurz von MB ein und Raffael bedrängt Ruth.
Mark entscheidet sich nach der Landung umgehend, Ruth zu helfen. Raffael will ihn erschießen, tötet dabei aber Tamara, die sich als Masuls Schwester entpuppt hat. Masul trifft ein und will Mark und Ruth töten. Auf einen Tip von Tamara hin zeigt MB keine Angst und verschüchtert so den eigentlich feigen Masul. Er flieht, wird von seiner Mannschaft aber nicht an Bord gelassen und stirbt beim Start des Raumschiffes.
Ruth und Mark setzen ihre Suche nach dem blauen Planeten fort. Nach langer Suche finden sie die Erde und fühlen sich, als ob sie nach Hause gekommen sind. Das Scout setzt zur Landung an.

Aufmachung: Autoren, die für ihre Werke keinen Verlag finden, oder aus anderen Gründen auf ein Erscheinen bei einem solchen verzichten wollen, haben seit einiger Zeit die Möglichkeit, die Romane als Book-on-Demand zu veröffentlichen. Dies bedeutet nichts anderes, als daß die Bücher immer dann gedruckt werden, wenn Bestellungen eingehen. Und so erscheint AMBIVALENTE ZONE im Eigenverlag von Nikolai von Michalewsky als Paperback. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck eines ambitionierten Fanproduktes. Die Bindung ist zwar sehr gut, aber die Schutzfolie des Umschlages neigt dazu, sich an den Rändern abzulösen.
Nachdem es deswegen beim Autor Kritik gab, wandte der sich an den Produzenten, der Abhilfe versprach. Mangels einer neuer Ausgabe kann ich das nicht bestätigen.
Der Umschlag wurde von der Frau des Autoren, Reinhild von Michalewsky, als Collage gestaltet und beschreibt den Inhalt recht gut. Allerdings vermisse ich doch die Cover und mehr sogar noch die Innenillustrationen von Robert André. NvM meinte daraufhin angesprochen jedoch, daß er sich von den SF-Bilder von Andrè entfernen wolle. Deplaziert wirkt für mich der Text auf dem Umschlag, er sieht wie eingeklebt aus (was er auch ist). Dafür sollte man sich das nächste Mal eine elegantere Lösung einfallen lassen.
Irritieren tut dagegen das Layout. Die sehr häufig vorkommenden Absätze sind eine Zeile hoch, statt wie gewöhnlich als Einrückung dargestellt zu werden. Dadurch entsteht viel Luft im Buch. Auch das Sätze auf der rechten Seite abrupt aufhören um auf der Folgeseite nach einem Wort zu enden, stört etwas den Lesefluß. Dies ist vom Autor nicht so vorgesehen gewesen. Vielmehr lag es daran, daß dieses Format zum Korrekturlesen recht geeignet ist und vom Hersteller der Paperbacks einfach ohne neue Formatierung übernommen wurde. Als dann die ersten fertigen Romane NvM erreichten, war es für eine Korrektur schon zu spät.
Leider haben sich einige Schreibfehler in den Text eingeschlichen, wobei die meisten reine Dreher oder Ähnliches sind. Jedoch habe ich an wenigen Stellen gestutzt und mußte zweimal lesen, bis ich den Sinn verstand, da sich ein falsches Wort eingeschlichen hatte. Hier tut ein Korrekturlesen des Romanes auf jeden Fall not.

Fazit: Mark Brandis ist zurück! Nikolai von Michalewsky ist es gelungen, mit diesem Roman den Sprung von Band 31 und einem "alten" MB durch eine ideenreiche Lösung zu wenden, so daß man in Zukunft neue Abenteuer eines jungen MB an der Seite seiner de Facto Ehefrau Ruth erwarten darf.
Nach einem etwas zähflüssigen Einstieg, der bei mir bis zum 5. Kapitel (von insgesamt 13) anhielt, kam dann doch wieder das "MB-Feeling" auf. Der Kosmone eilt seiner alten / neuen Frau Ruth zur Hilfe, die sich in der Gewalt eines Sadisten befindet, den Nikolai von Michalewsky recht häufig mit dem Titel "Schlammig" bezeichnet. Was genau ich mir darunter vorstellen soll - nun vielleicht so eine Art Sumpfmonster.
Es ist eigentlich alles vorhanden, was einen klassischen MB-Roman ausmacht: Der Pilot auf Rettungstour, ständig von Selbstzweifeln geplagt um schlußendlich doch seinem Gewissen zu folgen. Neu sind die in der Mitte des Bandes doch sehr zahlreichen Sexkontakte zu der Verführerin Tamara, so daß ich mich nach einigen Seiten fast in einen gemischten Kaninchenstall versetzt fühlte. Nikolai von Michalewsky schildert eindrucksvoll den Unterschied zwischen der Zeit und der Unzeit, die in der ambivalenten Zone ständig wechselt. Tickt die auf dem Umschlag anschaulich dargestellte Uhr, so weicht die Gleichgültigkeit des Unsterblichseins und MB denkt an Ruth. Bleibt die Uhr zur Unzeit wieder stehen, wird er gleichgültig und wirft sich in Sexabenteuer mit Tamara. Da unterscheidet der Autor doch sehr stark zwischen reinem Sex als Vergnügen und der Liebe, als dem Dauerhaften.
AMBIVALENTE ZONE gibt dem MB-Fan nach 14 Jahren neues Futter und macht Hunger nach mehr. Konsequent hat sich Nikolai von Michalewsky vom reinen Jugendbuch entfernt, was der Altersstruktur seiner heutigen Leser entsprechen dürfte, ohne allerdings die Wurzeln zu vernachlässigen. So darf man für die nächsten Bände spannende Abenteuer eines "neuen", nun wieder jungen Mark Brandis erwarten. Quasi ein Neuanfang um 2070, so daß der geneigte Leser unwirklich an den englischen Spruch denkt:

BACK TO THE ROOTS!

Ambivalente Zone Band 1 der Kosmonen-Saga von Mark Brandis
172 Seiten
Libri: 4919858
EAN: 9783831101023
ISBN: 3-8311-0102-7
Preis: 24,80 DM