Nachlese: Videospieltreffen am 29.08.98 in Paderborn
von Ralf Döhr
Am Samstag, dem 29. August 1998 veranstaltete Volker Niemeyer in Paderborn ein Treffen für Sammler klassischer Videospiele. In einem Raum der "Kulturwerkstatt" kam man zu Fachsimpeln, Tauschen und Handeln zusammen, aber auch, um sich einfach mal persönlich zu begegnen. Denn häufig genug kannte man sich zwar bereits namentlich aus dem Internet - schließlich war dies auch das "fast" einzige Medium, in dem für das Treffen ein wenig die Werbetrommel gerührt wurde - und von postalisch abgewickelten (Tausch-) Geschäften, aber Gesicht und Stimme hinter den E-Mail-Adressen waren noch fremd.
Bereits dies rechtfertigte für einige der 21 Besucher die Anreise per Auto oder Bahn. So nahmen es sogar Teilnehmer auf sich, aus dem Ausland (Irland und Niederlande) zum Quellort der Pader zu streben. Die einzige Vertreterin des weiblichen Geschlechtes (Silvia, die Freundin eines Teilnehmers) war im übrigen nicht selbst an den alten Spielen interessiert, sondern "nur" Begleiterin.
Aber auch über Personen hinaus gab es einiges zu sehen. So hatten die meisten einen Vertreter der ausgestellten Gattung "Atari-Schrank", wie er seinerzeit von Atarihändlern am POS (Point of Sell) eingesetzt wurde, seit ihrer Jugend - falls überhaupt - nicht mehr gesehen. Auch die präsentierte Atari VCS Juniorkonsole im black design sorgte für Aufsehen und Rätselraten. Andere Raritäten - hier alle einzeln aufzuzählen würde jeden Rahmen sprengen - erfreuten sich nicht geringeren Interesses.
Daneben hieß es natürlich Tauschen, Handeln und Spielen. Für letzteres Bestreben standen mehrere frühzeitliche Konsolen, Vectrex, Colecovision, Schmid und VCS, sowie verschiedene PC-Emulatoren, bereit. Hier zeigte sich, daß sogar arge Luschen und übel zusammengeschusterte Machwerke ("Texas Chainsaw Massacre") in fröhlicher Runde allgemeine Erheiterung auslösen können.
Auf der anderen Seite darf aber nicht verschwiegen werden, daß leider Programmpunkte, mit denen für die Veranstaltung geworben wurde, an den Tücken der Technik scheiterten. So fiel der geplante Vortrag zum Thema "Plagiate" aus, weil kein Diaprojektor zur Verfügung stand, und ein sicher hochinteressanter Videofilm über die Anfänge der Videospiele blieb ungesehen, weil der einzige vorhandene Videorecorder beschloß, just zu unpassender Gelegenheit sein End of Life zu erreichen.
Gerade die Neuheiten aus den USA für das legendäre MB Vectrex konnten Fans begeistern. Hier zum Beispiel die beste Asteroids-Variante für Videospiele (Wer braucht schon den Automaten).
Auch andere Videospielfans wollten ihre Schätze an den Mann bringen. Immer wieder faszinierend, was es alles in der Blütezeit der Videospiele und Handhelds gab.
Den Höhepunkt des Tages stellte daher die Versteigerung gegen 15.00 Uhr dar, bei der einige seltene und/oder besonders begehrte Stücke angepriesen wurden, für die jeder Objekte anmelden konnte. Wer dabei war, erinnert sich sicher gern an den hohen Unterhaltungswert, mit dem teilweise erstaunliche Summen gezahlt und teilweise erstaunliche Summen verlangt wurden.
Alles in allem mußte aber wohl niemand nach Hause zurückkehren, ohne zumindest die Möglichkeit gehabt zu haben, seine Sammlung auszubauen.
Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, daß sich zahlreiche Teilnehmer spontan positiv äußerten und auf Wiederholung im kommenden Jahr pochten. Vielleicht aber waren einfach alle potentiellen Tadler an jenem Tage höfliche Schweiger?
Wie dem auch sei: Eine Folgeveranstaltung für 1999 befindet sich bereits in der Vorbereitungsphase.
Abschließend sei noch auf den glücklichen Zufall hingewiesen, daß zeitgleich im örtlichen Heinz-Nixdorf-Museumsforum (das größte deutsche Computermuseum) die Ausstellung "Die Welt der Spiele" stattfand, die so mancher auch noch 'mitnahm', bevor endgültig die Heimreise auf dem Programm stand.
Die Versteigerung:
Um 15.00 Uhr fand der einzige geplante Programmpunkt des Tages statt. In einer halben Stunden wurden Module und Handhelds an den willigen Sammler gebracht. Es folgt die Top 3 der Winer und Loser (aus pietätsgründen nur in Prozentangaben).
Die Gewinner (Titel, System, Zuschlag gegenüber Mindestgebot):
Pengo (Prototyp), Atari VCS 2600, 380 %
Jungle Fever / Knights on the Town, Atari VCS 2600, 260
%
Octopuss, Game & Watch, 250 %
Die Verlierer:
Popeye, Atari VCS 2600, - 64 %
Multicard, MB Vectrex, - 17 %
Buck Rogers, Atari VCS 2600, - 9 %
Die Teilnehmer:
Michael Behringer, Schwarzenbek
Hermann Boeken, Nürnberg
Ralf Döhr, Herford
Roloff "Deleto" de Jeu, Niederlande
Marco, Kerstens, Niederlande
Martin Klarzynski, Wesel
Jens Klöpfel, Essen
Jan Kurpjoweit, Harpstedt
Jon Legg, Ireland
Volker Niemeyer, Altenbeken
Marc Pahlenkämper, Paderborn
Marcus Schönlau, Bielefeld
Ralph Stenzel, Forchheim
Andreas Thurow, Hannover
sowie eine Teilnehmerin und sechs weitere Besucher (darunter einer
von der Atari Zeitschrift REVOLUTION) ohne Voranmeldung.